Zwei Drittel seines Lebens für den Sport im Einsatz | 02.12.2021

Bündner Sportvereine leben von Freiwilligenarbeit. Einer der vielen Helfer ist Florian Kasper aus Saas. Er engagiert sich seit vielen Jahren im Unihockeysport – heute für die Iron Marmots Davos-Klosters.

Florian Kasper, Iron Marmots Davos-Klosters

    In den vergangenen 33 Jahren wurde ich oft gefragt: «Florian, kannst du das nicht machen? Und ich habe eigentlich immer zugesagt.» Das erzählt Florian Kasper. Der 51-jährige Saaser ist einer von unzähligen Helferinnen und Helfer abseits des Rampenlichts in Bündner Sportvereinen.

    «Seit meiner Kindheit bin ich dem Unihockeysport verfallen.» 1988 gründete Kasper, aufgewachsen in Klosters Dorf, mit Schulkollegen den UHC Madrisa Boys Klosters. Daraus wurde wenig später das Unihockeyteam Klosters. Schon zu Beginn arbeitete der gelernte Lastwagenmechaniker im Verein an allen Fronten: als Spieler, Spielertrainer und Vorstandsmitglied. «Später war ich dann auf allen Stufen tätig, von der Unihockeyschule bis zu den A-Juniorinnen», erzählt Kasper. Und man meint, ein Funkeln in seinen Augen zu sehen, wenn er über diese «alten» Zeiten spricht. Später amtete Kasper auch als Präsident, Schiedsrichter und Spielsekretär, organisierte Spiele und Turniere.

    Zwischen Sport und Familie

    Während dieser Zeit passierte bei Kasper auch ausserhalb des Sports einiges. Er heiratete, wurde nach der Jahrtausendwende zweimal Vater, baute in Saas ein Haus und war beruflich bereits in der Versicherungsbranche tätig. Heute ist Kasper geschieden und lebt mit seiner Partnerin und deren drei Kindern zusammen.

    Einen Meilenstein in der Funktionärskarriere von Kasper war die Fusion des UHC Davos und des UHT Klosters 1997. Aus den Dorfvereinen mit elf Teams und 145 Mitgliedern wurden die Iron Marmots Davos-Klosters. 24 Jahre danach stellt der Klub 15 Teams und über 230 Mitglieder. Und heute, 33 Jahre nach der Gründung der Madrisa Boys, ist Kasper immer noch dabei. Als Trainer und im Vorstand als Sportchef des NLB-Teams. «Als unser Sportchef vor einem Jahr demissionierte, übernahm ich sein Amt.» Dies nicht zuletzt, weil es im Klub im sportlichen Bereich an Ressourcen fehlt, wie Kasper erzählt. Die Aufgabe sei zeitintensiv, bedinge eine gute Vernetzung. «Denn Spieler für das Nationalliga-B-Team zu finden, ist in einer Randregion nicht einfach.» Und nur mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs sei es nicht möglich, ein konkurrenzfähiges Team in der zweithöchsten Liga zu stellen, so Kasper. Noch schwieriger aber sei es, einen Sportchef zu rekrutieren.

    Gedanken ans Aufhören

    So manche schöne Erinnerung fällt Kasper ein, wenn er über die vergangenen 33 Jahre spricht. Dazu zählt er seine Zeit als aktiver Spieler, die Aufstiege als Trainer und die entstandenen Freundschaften, die teilweise bis heute anhalten würden. Aber auch manches Feuer habe er in dieser Zeit löschen müssen, sagt Kasper. Und über all die Jahre hat er auch eine gewisse Schnelllebigkeit festgestellt. Spieler würden heute den Verein verlassen, wenn etwas nicht nach ihren Vorstellungen läuft. Und viele Eltern würden das unterstützen. «Manchmal wünsche ich mir, dass die Jugendlichen mehr Verantwortung übernehmen, mehr mitwirken und den Verein unterstützen würden.»

    Und dann kommt gar Wehmut auf im Gespräch, als Kasper erzählt, dass er 25 Jahre vorab für andere da gewesen sei. «Ich bin meist mit jüngeren Leuten zusammen gewesen und habe irgendwie verpasst, älter zu werden. Zu vielen Gleichaltrigen fehlt mir heute der Kontakt.»

    Darum macht sich Kasper immer öfter Gedanken über die Zeit nach seinem «Unihockey-Leben». «Ich werde sicher nicht bis ich 70 bin in Turnhallen stehen.» Manchmal würde ihm die Energie fehlen. Aber meist dauere eine solche «Sinnkrise» nicht lange, und schon ein paar Tage später sei er wieder mit Freude bei der Sache. Sagts, nimmt seinen Unihockeyschläger und macht sich auf. Nach Klosters. In die Turnhalle. Zum nächsten Training.

    Autor: Philipp Wyss

    Foto: Olivia Aebli-Item